Gospel-Konzert ließ Südstaaten-Flair aufkommen
joyful voices brachten Kirche zum Beben
Ein außergewöhnliches geistliches Abendkonzert erlebten die zahlreichen Zuhörer in der Christuskirche Rheinhausen. Aufgeführt wurde erstmals das Rock-Oratorium „Eversmiling Liberty“ der beiden dänischen Komponisten Erling Kullberg und Jens Johannsen.
Diese beiden hierzulande unbekannten Tondichter schrieben dieses Werk 1992 als Hommage an Georg Friedrich Händel und sein Oratorium „Judas Maccabäus“. Alle Texte des Stückes wurden der barocken Vorlage in englischer Sprache entnommen.
Unter der Leitung von Ernst Ickler sangen die joyful voices, ein Oberstufenchor aus Moers mit eigener Band. Die jungen Leute verstanden es, das Werk mit seinen 16 Kapiteln ausdrucksvoll zu interpretieren.
Diese Art von Musik zeigte in vielen Details Entsprechungen und Verknüpfungen zur Musik Händels, deren Kombination mit dem Jazz und der Rockmusik unserer Zeit den Reiz des gesamten Werkes ausmachte. So widersprachen sich nicht Jazz und Kanon, Rock und Rezitativ oder Fuge, liturgischer Gesang und Rap, sondern alles verband sich in diesem Werk zu einer Einheit - alles in allem prächtig anzuhören.
Erwähnenswert ein zweistimmiger Kanon, ein in barocker Harmonie geschriebener Choral sowie das Rezitativ. Die jungen Solisten Natascha Düpow, Nicola Düpow, Tim Karlinger und Martin Thomys konnten dabei mit ihrem Gesang überzeugen. Deutlich erkennbar die Klagelieder und beispielsweise der gebetsartige Ruf „Come eversmiling liberty“ (Komm, langersehnte Freiheit). Das kraftvoll-fröhliche „Halleluja! Amen Rejoice o Judah“ beendete zwar das Oratorium, jedoch nicht das Konzert, denn nach der Pause erlebten die Zuhörer eine Atmosphäre wie in einer Südstaaten-Kirche.
Nicht umsonst hat sich der Chor einen guten Namen am Niederrhein gemacht. Jetzt bebte die Kirche. Temperamentvolle alte Gospels wurden vorgetragen sowie neu einstudierte Spirituals. Gefühlvoll beispielsweise „Heaven“, „New day morning“, „Born again“ sowie das Gebet „Operator“, bei dem das so genannte Telefon zu Gott benutzt wurde. Beim legendären „Amen„ und „Oh Happy Day“ blieb dem Publikum nichts mehr anderes übrig, als frenetisch mit zu klatschen.