Musikalische Verneigung im Advent
Die Joyful Voices ziehen mit ihrem Weihnachtskonzert in der ausverkauften Evangelischen Kirche in Asberg die Besucher in ihren Bann. Die Mischung Gospels, Spirituals und Rockmusik sorgt am Ende für tosenden Applaus
Von Petra Riederer-Sitte
Moers
Sie haben es schon wieder getan: Ende September 2014 führten Joyful Voices das Stück "Echoes of Nature" des Moerser Komponisten Raphael D. Thöne auf. Die Auftragskomposition der Musikalischen Gesellschaft Moers zum Day of Song, komponiert für eine Crossover-Besetzung aus Chor, Streicher, Rock-Band und Blechbläser, zeigt in sieben musikalischen Bildern Facetten von Naturzuständen auf. "Idyllische, kraftvolle, bedrohliche, aber auch hoffnungsvolle Momente, die zum Nachdenken über die derzeitige Situation des Weltklimas und der Natur einladen", erklärt Thöne. Der große Erfolg der Uraufführung motivierte den Chor, drei zentrale Teile des Werks noch einmal aufzuführen.
Und so hatten die Joyful Voices in ihrem Weihnachtskonzert unter der Überschrift "Echoes of Christmas" eingeladen zu einem ganz besonderen Gedankenweg von der Bewunderung der Natur zum Wunder der Menschwerdung Gottes an Weihnachten. Ein musikalischer Weg mit neuen, aber auch bekannten Liedern, eine stimmungsvolle, aber auch rockige Gospelweihnacht. Besondere Freude war es der Sängerschar, dieses Konzert in der Evangelischen Kirche in Asberg, geben zu dürfen, wo die wöchentlichen Chorproben stattfinden. So dürfe man der "Hausgemeinde" etwas zurückgeben.
Das Angebot stieß auf rege Resonanz und sorgte für gut gefüllte Bänke. Ein gedrucktes Konzertprogramm gab es nicht. "Der Ernst liest alles vor", hieß es an der Abendkasse. "Der Ernst" - das ist Chorleiter Ernst Ickler, Musiklehrer am Gymnasium in den Filder Benden, der Schule, an dem die Erfolgsgeschichte der Joyful Voices ihren Ursprung hat. "Wir gehen unseren Weg nach Bethlehem heute etwas ausgiebiger", erklärt Ickler und las aus dem Buch "Ich will von Gott erzählen wie von einem Menschen, den ich liebe" des Theologen Hans Frör, der mit bemerkenswerter Leichtigkeit die biblischen Erzählungen dramatisch, ergreifend und spannend zugleich erzählt.
Musikalisch wurde der Advent eröffnet mit den Bildern aus "Echoes of Nature": Bild II "Lines composed in a wood on a windy day", Bild III "Earth voices" und Bild V: "Ein neuer Tag beginnt, wir singen ihm ein Lied". Eine musikalische Verneigung vor dem, was die Natur offenbart. Dass die Umsetzung instrumental in der verkleinerten Besetzung überhaupt möglich war, verdankten die Joyful Voices der Mitwirkung des Komponisten, der an zwei Keyboards selbst die Streicher und Blechbläser spielte. Auch in dieser Light-Version überzeugte das Werk durch seine faszinierende Kombination von Elementen aus Jazz und Rock, aus immer wieder überraschenden rhythmisch vielfältigen Verschiebungen und Rückungen, aus dem effektvollen Wechsel von unisono geführtem Chorsatz mit instrumentalen Zwischenspielen.
Das harmonische Miteinander der höchst engagierten Sänger mit der bestens aufeinander eingespielten vierköpfigen Band und den Keyboard-Streichern und -Bläsern ließ das fünfte Bild zu einem besinnlichen Ruhepol werden in einer "Zeit, die in der täglichen Realität so unbesinnlich ist". Auf ihrem Weg zum Kind in der Krippe machten die Joyful Voices ihren begeisterten Zuhörern noch einige musikalische Geschenke wie "Gloria Halleluja" oder "Herbei O Ihr Gläubigen" in einer dem Gospelstil angepassten Fassung, wie "Joy to the world" oder den skandinavischen Weihnachtshit "Wir zünden 1000 Lichter an". Die Stimmung in der voll besetzten Kirche war fröhlich, es wurde gesummt und geklatscht, und nach dem letzten Lied "Go tell it to the mountains" toste jubelnder Beifall durch die Kirche. Ohne Zugabe durfte der Chor auch diesmal nicht aufhören. Weihnachten mit den Joyful Voices - ein echtes Erlebnis.
Quelle: RP