Der Pfarrer als Rosenkavalier
Die "joyful voices" gastierten in der ausverkauften Dorfkirche Repelen
MOERS (prs). Man braucht keinen Chor aus Australien, damit die Evangelische Dorfkirche so voll wird wie sonst nur an Weihnachten. Ein heimischer Chor schafft das auch und die „joyful voices“, der Moerser Vorzeigechor für mehrstimmige Chormusik in Gospelrichtung, sowieso. Wir haben halt ein Kulturprogramm entwickelt, das funktioniert“, triumphierte Pfarrer Uwe-Jens Bratkus-Fünderich, der die dynamische junge Sängerschar allein im ersten Halbjahr 2004 drei Mal in den Kulturtreff an der Linde eingeladen hat.
Um den Besuchern eine möglichst interessante und repräsentative Programmvielfalt bieten zu können, hatte sich Chorleiter Ernst Ickler entgegen der ursprünglichen Planung für „weniger aus Brand new und mehr nachweihnachtliche Betrachtungen“ entschieden, dazu einiges aus „Best of“ und ein bisschen „Go Rock“. Die „joyful voices“ also einmal ruhig und besinnlich - ein eher rares Konzerterlebnis, das seinen ganz eigenen Charme bewies. Schon der Auftakt mit Cesar Francks „Panis angelicus“ schuf eine wundervolle, fast andächtige Atmosphäre in der Kirche.
Mit „Come let us sing“ folgte ein repräsentativer Hit der „Best of“ - Riege, mit dem gemeinsamen Mitsingen allerdings taten sich die rund 400 Konzertbesucher schwer. Doch zum Mitklatschen war das Publikum immer wieder gern bereit in diesem effektvollen Wechsel von ruhigen Passagen mit kraftvolleren, von alt bekannten und immer wieder gern gehörten Dauerbrennern mit brandneuen Stücken, die ihren Stellenwert im Repertoire erst noch beweisen müssen. „Soon be done“ zum Beispiel, das zumindest in Repelen schon bestens angenommen wurde.
Sauber und stilsicher
Neben Ausschnitten aus einer Messe, die stimmungsvoll den nachweihnachtlichen Aspekt unterstrichen, waren Titel wie das balladenhafte Abendlied „Heaven“ oder das hoffnungsvolle „Soon I will be home“ die Highlights in diesem Konzert, das einem durch stilsichere Intonation, saubere Einsätze, phantastische Dynamik und natürlichen Ausdruck mit höchst engagierten Soloeinsätzen (Ingo Spruytenburg, Johanna Keesen Thorsten Ickler, Tina Kewitz, Naemi Moldenhauer und Martin Thomys: beeindruckend, gekonnt, ganz einfach toll) so recht das Herz wärmte. Für lebendigen Drive sorgte die erstklassige Band, die sensibel begleitete und mit knackfrischem Sound musizierte. Allein die Saxophonsoli sind immer wieder einen Besuch bei den „joyful voices“ wert. Trotz allem Besinnlichem und Nachweihnachtlichem riss es die Zuhörer zuletzt doch von ihren Stühlen.
Frenetischer Applaus und „standing ovations“ - dafür gab es als Zugabe „Born again“, aus dem Best-of-Programm der „joyful voices“ nicht wegzudenken. Fürs passende Schlussbild sorgte Pfarrer BratkusFünderich als Rosenkavalier. Kein Wunder, dass die „joyful voices“ so gern nach Repelen kommen!