RP, 18.02.2003

Ein Bogen bis in die Gegenwart

Nach zehn Jahren mit dem eigenen Namen: Die

Joyful Voices feiern Geburtstag

Von REBECCA VON ITTER
MOERS. Sonntag, 17 Uhr. Die evangelische Stadtkirche ist voll. 800 Zuschauer wollten das Auftaktkonzert der Zehn-Jahre-Jubiläumstour der Joyful Voices erleben. 1993 gab eine Gruppe Oberstufenschüler des Gymnasiums in den Filder Benden ihr erstes Konzert als eigenständiger Chor, als "Joyful Voices". Für ein paar Mark. Heute sind die wenigsten der Sänger noch Schüler und teurer ist der Genuss auch geworden. "Was? Neun Euro? Ist es dir so viel wert?", hörte man eine Frau an der Abendkasse. Ihrem Mann war es das, und er wird es nicht bereut haben.

Wie es sich für ein Jubiläumskonzert gehört, wechselten sich alte Lieder ab mit neuen. Und auch von den jetzigen Sängern saßen manche beim ersten Konzert 1993 noch bewundernd in den Zuschauerreihen, doch andere - genau zehn - standen damals schon auf der Bühne. Ingo Spruytenburg ist so ein Mann der ersten Stunde. 1993 eröffnete er mit "Get together" - inzwischen einer der Evergreens des Chores - das Konzert in der Stadtkirche.

Gospel und Balladen

Am Sonntag tat er genau das wieder, aber nach zwei Strophen wurde er abgelöst von ganz jungen Sängern. So wollte Chorleiter Ickler zwischen den alten Zeiten und heute "den Bogen spannen". Er hat es geschafft. Der Bogen war vom ersten Lied an gespannt, und er blieb es drei Stunden lang - mit rockigem Gospel wie "Born again", Balladen wie "Heaven" und, vor einem begeisterten Publikum, dem Blues "I wanna be ready", gesungen von Tina Kewitz, die auch seit den Anfängen dabei ist.

In einem Jahrzehnt kommen viele Konzerte, Auftritte und Gottesdienste zusammen. Außerdem Reisen nach Berlin, Israel, Frankreich, Amerika und Schweden. Trotzdem war das Heimspiel in der Stadtkirche etwas Besonderes. Unter den 800 Zuschauern waren viele alte Bekannte, Ehemalige und Unterstützer. Kein Wunder also, dass am Ende eine lange Reihe von Dankesworten stand. An Frau und Kinder, an Band und Chor und viele andere. Als dann noch der Chor sich mit einem selbstständig eingeprobten Lied - "The Voice" - bei Ernst Ickler bedankte, flossen dazu einige Tränen - auf der Bühne und davor. In dem Lied heißt es "We are not gonna sit in silence", "Wir werden nicht in Stille verharren"; Ob das eine Hoffnung, eine Drohung oder eine Tatsache ist, wird sich zeigen. Das Publikum jedenfalls wünscht sich Letzteres. Nur eine einzige Frau gab es am Sonntag, die vielleicht ein bisschen froh war, als der Chor sich verabschiedete: Nach 60 Minuten auf der Holzbank in der letzten Reihe erkundigte sie sich bei ihrem jungen Nachbarn: "Mensch, tut ihr Hintern auch so weh?"

Sonntag, 20 Uhr. Die evangelische Kirche ist immer noch voll. 800 Menschen haben zum Schluss zusammen gesungen: "Come on let\'s celebrate", "Los, lasst uns feiern". Ernst Ickler ist zufrieden: "Das war toll. Um 17 Uhr hat hier die Party angefangen."